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Politik, Regierung, Parlament, Bundesverwaltung   30.04.2024 15:01:11

Strompreise dürften wegen stabilerem Markt bald wieder sinken

Bern (awp/sda) - Die Situation auf dem europäischen Strommarkt hat sich entspannt. Der Bund sieht dem kommenden Winter deshalb positiver entgegen als auch schon. Die Strompreise für die Konsumentinnen und Konsumenten dürften spätestens ab 2026 wieder sinken.

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) begründet den positiven Ausblick insbesondere mit ausserordentlich gut gefüllten Gaslagern in Europa und einer höheren Verfügbarkeit französischer Atomkraftwerke. Urs Meister, Geschäftsführer des Elcom-Fachsekretariats, sprach am Dienstag in Bern vor den Medien von einer "insgesamt guten Ausgangslage" im Vergleich mit den Vorjahren.

Die Folgen für die Stromrechnung der Schweizer Haushalte konnte Elcom-Präsident Werner Luginbühl zwar nicht exakt beziffern. "Angesichts der Preisentwicklung auf den Strommärkten wird sich aber eine Normalisierung ergeben", sagte er. Ob die Preise bereits 2025 oder erst per 2026 sinken werden, sei schwierig vorauszusagen.

Es sei beispielsweise unklar, wie sich der globale Gasmarkt entwickle, der die Strompreise massgebend beeinflusse, sagte Meister. Auch bei den Importmöglichkeiten gebe es Fragezeichen. "Wir können keine vollständige Entwarnung geben."

Viele offene Fragen

Um die Stromversorgungssicherheit in der Schweiz zu verbessern, seien Massnahmen wie die Vorhaltung einer Winterreserve weiterhin sinnvoll, sagte Luginbühl. Auch mit Blick auf die mittelfristige Versorgungssicherheit bis 2035 seien Reservekapazitäten von 700 bis 1400 Megawatt angebracht.

Der Elcom-Präsident zählte verschiedene Fragen auf, die aus heutiger Sicht nicht beantwortet werden könnten, beispielsweise: "Wird die erhöhte Ausbaudynamik bei der Fotovoltaik anhalten? Gelingt im Bereich Windkraft ein echter Schritt nach vorne? Wie lange laufen die Schweizer AKWs? Und: Wie steht es um die Exportfähigkeit des umliegenden Auslands?"

Auch das fehlende Stromabkommen mit der EU sei ein Unsicherheitsfaktor. Zwar zeigte sich Luginbühl "zuversichtlich, dass eine technische Vereinbarung mit europäischen Ländern unmittelbar bevorsteht". Diese bringe mehr Sicherheit in Bezug auf die Netzstabilität und die Versorgungssicherheit.

Was bei einem erneuten Scheitern der Diskussionen mit der EU passieren würde, könne aber niemand sagen. Es gebe "keinen Ersatz" für ein Stromabkommen. Es blieben also "unabsehbare Risiken", etwa eine Stromknappheit und damit einhergehend teurere Strompreise.

Schweiz auf Importe angewiesen

Grundsätzlich sei die Ausgangslage für die hiesige Stromversorgung im kommenden Winter aber besser als in den beiden Vorjahren, sagten die Verantwortlichen. Im vergangenen Winter war die Versorgungssicherheit aufgrund der milden Temperaturen und der hohen Stromproduktion im In- und Ausland gewährleistet.

Die Elcom-Spitze warnte jedoch davor, den problemlosen vergangenen Winter als Referenz zu nehmen. Es sei der wärmste Winter seit Messbeginn gewesen, gleichzeitig habe es viel Niederschlag in Form von Regen gegeben.

Die Schweiz war wegen der hohen Wasser- und Kernkraftproduktion im Winter 2023/2024 gar Nettoexporteur, wie Elcom-Mitglied Jürg Rauchenstein ausführte. Das war letztmals im Winter 2019/2020 der Fall, also vor der Energiekrise. In den vergangenen zwanzig Jahren hatte die Schweiz im Winter 18-mal Strom importieren müssen, nur zwei Mal gab es einen Export-Überschuss.

Deshalb seien auch weiterhin Anstrengungen nötig, die Stromproduktion im Inland zu verstärken. Ein Ja zum Energie-Mantelerlass am 9. Juni sei dafür eine Grundvoraussetzung, auch wenn damit nicht alle Probleme gelöst würden, sagte Luginbühl. Ausserdem müsse der Zubau von alpinen Solaranlagen beschleunigt werden. "Sonst braucht es zusätzliche Energiereserven." Solche seien teuer.


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